Enkingen

Jochen Kirchner Fotodesign

Der Dorfname Enkingen ist alemannischen Ursprungs, welcher auch schon aus der Namensendung „ingen” ersichtlich ist. Vom germanischen Stamm der Alemannen wurde im 3. Jahrhundert nach Chr. der Limes von Norden durchbrochen. Im Schutz der eroberten Befestigungsanlagen ließen sich einzelne Sippen dieses Stammes in der Umgebung nieder. Die so entstandenen Gemeinschaften benannten sich nach dem Sippenältesten. So wird wohl durch den Sippenältesten Enko über Enkoingen der heutige Name des Ortes Enkingen entstanden sein.

Im 5. Jahrhundert endete die alemannische Herrschaft. Sie geriet unter die Oberherrschaft der fränkischen Könige. Von ihnen wurden Gaugrafen eingesetzt, die wiederum dem Herzog von Schwaben unterstanden. Somit wurde Enkingen fortan von den Grafen von Oettingen verwaltet. Davon zeugt auch ein Brief der Grafen von Oettingen vom Jahre 1251 an die Grafschaft nach Fulda, in dem Enkingen zum erstenmal urkundlich erwähnt wurde. Andere Hoheitsträger waren in Enkingen noch das Hospital der freien Reichsstadt Nördlingen und der deutsche Ritterorden zu Ellingen.

Der Turm der hiesigen Ortskirche , der im Jahre 1601 einfiel, wurde 1606 unter Einwirkung des Nördlinger Magistrats wieder durch den Deutschen Ritterorden aufgebaut. Von diesem Geschehen zeugt noch heute ein Relief, das damals mit folgender Inschrift in die Wand des Kirchenschiffs eingelassen wurde.

„Anno 1606 den 5. Julet Ist Alhie der Kirchenthurm Eingefallen Und Volgents Vom Deutschen Orden Diß erbaut worden”

Das Gotteshaus in der heutigen Form ist allerdings erst 1741 lt. Kirchenbuch errichtet worden, nachdem das alte durch Unwetter fast gänzlich zerstört wurde. Die gotischen Fenster mit Maßwerk im Chor erinnern noch an den früheren Bau, der dem hl. Jodokus geweiht war. Die heilige Kirche St. Jodokus war bis 1939 eine Filiale von Möttingen. Ein eigenes Pfarrvermögen hatte Enkingen nicht. Die früher zum Besitz der Kirchenstiftung gehörenden Feldgüter sind im Jahre 1691 um 700 Gulden verkauft worden. Seit 1716 besitzt Enkingen einen eigenen Friedhof. Gleichzeitig zog auch der erste Lehrer, namens Geier Mathäus aus Alerheim ins Dorf ein.

Wappenbeschreibung:

Schild geteilt; oben geteilt von Silber und Rot, unten in Silber ein durchgehendes schwarzes Kreuz.

„Hungerleider”

Es war an einem Kirchweihsamstag in Enkingen. Aus allen Häusern strömten Wohlgerüche, die einem das Wasser im mund zusammenlaufen ließen; denn es wurde gesotten und gebraten und gebacken, was das Zeug hielt.

Schon stark gegen Abend erreichte ein Handwerksbursche das Dorf. Obwohl er vom langen Wandern müde und hungrig war, schöpfte er Hoffnung und begann sein Werk. Von Haus zu Haus bettelte er, doch bekam er weder Münze noch Zehrung. Als das letzte Haus erfolglos abgefochten war, legte er sich niedergeschlagen und abgekämpft in einem Obstgarten unter einen Baum. Da überfiel ihn eine Herzschwäche, und er starb.
So fand man ihn am nächsten Tag. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde im Dorf und trieb die Bewohner in Scharen zusammen. Einige behaupteten, den Mann nie gesehen zu haben. Andere wollten ihn reichlich bewirtet haben. Aber allem Anschein nach war der Fremde letzten Endes verhungert. Was nun? Man beratschlagte hin und her, was hier zu tun sei, um Enkingens guten Ruf nicht zu gefährden. Man wollte sich doch nicht häßlichen Neid nachsagen lassen, noch dazu angesichts der Kirchweih! Sie einigten sich schließlich dahingehend, dem Toten eine gebratene Wurst in den Mund zu stecken, im übrigen aber das Vorkommnis streng geheim zu halten. Gesagt! Getan!

Der Fremde wurde zu Grabe getragen. Aber schon im Leichenzug konnte ein Klatschweib den Mund nicht halten. Brühwarm musste sie das Ereignis ihrer Base vom Nachbardorf erzählen. Sie nahm ihr zwar das Versprechen ab, kein Wörtlein davon weiterzuerzählen; aber jeder weiß ja, was solche Ermahnungen fruchten. Bald war die Kunde dieser bösen Sache in aller Munde, und im ganzen Ries wurden die Enkinger als „Hungerleider” verschrien.